Kurs 6-4: Reduktion

Komplexitaet

Gestaltung

Bei der Gestaltung liegt der Schwerpunkt auf der Vereinfachung und Planung der Interaktion.

 

 

 

Interaktionen planen

Um herauszufinden, ob die Inhalte auch bei den Teilnehmenden ankommen, muss man mit ihnen in Kontakt treten – so wie der Küchenchef ja auch zu den Gästen geht und fragt, ob alles in Ordnung ist, ob es geschmeckt hat, ob die Gäste zufrieden sind usw. Und wenn wir vor dem Essen noch mit einem “Gruß aus der Küche” eingestimmt werden oder einmal ein unerwarteter kleiner Zwischengang als Kostprobe serviert wird, verfehlt das seine positive Wirkung nicht.

Daher planen Sie auch im Fachtraining regelmäßig Interaktionen ein, jedenfalls am Anfang (Warm-up) und am Ende (Feedback) und zwischendurch zur Überprüfung, ob das Gesagte verstanden wurde.

Im nächsten Schritt befüllen Sie die Struktur mit Inhalten. Das ist, wie schon erwähnt, manchmal schwierig, weil Reduktion nötig ist und jede Auswahl natürlich Vor- und Nachteile mit sich bringt.

Komplex muss nicht kompliziert sein

Es geht nicht darum, Komplexität zu reduzieren – sondern sie so einfach wie möglich darzustellen. Mit diesen methodischen Tipps machen Sie jedes noch so komplexes Szenario für Ihre Teilnehmenden nachvollziehbar und verständlich – wie eine gute Rezeptbeschreibung 😉

Der Dreischritt für die Aufbereitung von Fachwissen

Für die prinzipielle Konzeption gibt es eine bewährte Vorgehensweise zur Gestaltung der Inhalte:

  • Gewichten – was wähle ich zielgruppenorientiert aus all dem aus, was ich dazu weiß
  • Verdichten, wie kann ich Wesentliches zusammenfassen und “portionieren”
  • Visualisieren: wie kann ich das vereinfacht darstellen bzw. in ein sprachliches Bild verarbeiten
Abkürzungsfalle

Jede Branche, jedes Unternehmen, jedes Fachgebiet hat seine spezifischen Abkürzungen. Und Sie als Expert:in sind natürlich damit so vertraut, dass Ihnen Fachbegriffe und Abkürzungen wie selbstverständlich über die Lippen kommen. Und auch in Präsentationen und Trainingsunterlagen finden sich – schon aus Platzmangel – immer wieder ganze Abkürzungsungetüme wieder.

Aber diese Fachbegriffe und Abkürzungen sind bei weitem nicht allen Teilnehmenden so geläufig wie Ihnen – doch kaum ein:e Teilnehmer:in gesteht gerne ein, dass er oder sie nicht so ganz genau weiß, was damit gemeint sein könnte – rechnen Sie also nicht mit Nachfragen.

Es ist also ein Akt der professionellen Höflichkeit, wichtige Fachbegriffe zu definieren und verwendete Abkürzungen zu erklären – Sie vermeiden damit Überforderung und Unverständnis bei den Teilnehmenden. In Informationshappen aufteilen

Wie kann man also nun komplexe Projekte, Themen, Organisationen in einer Präsentation darstellen:

  • Große Informationsbrocken oder Themen in kleine, gut verdaubare Informationshappen teilen, 
  • In eine aufbauende oder zeitliche Reihenfolge bringen dann
  • unspektakulär Stück für Stück aneinanderreihen und dabei
  • Orientierung geben, indem sie logisch aneinandergereiht werden

So entsteht wieder ein Gesamtbild.

Die Expertin, der Experte übernimmt verbal die Führung und führt wie durch eine Anleitung, öffnet den Teilnehmenden die Augen, erklärt, was damit gemeint ist. In jedem Präsentationsprogramm ist das durch die Funktion „Animationen“ besonders gut darstellbar.

Beispiel:

Textbausteine oder Prozessschritte nach und nach einzublenden, erweist sich als sehr nützlich, weil

  • Informationen nacheinander gezeigt werden, statt alles auf einmal, was überfordernd wirkt
  • Für Spannung gesorgt wird, weil man auf den nächsten Punkt wartet
  • Die Teilnehmenden überrascht werden, – dadurch sind sie aufnahmefähiger und neugieriger

Animationen wirken natürlich nur, wenn man sie gezielt und eher sparsam einsetzt. Geben Sie Ihren Teilnehmenden genug Zeit, die einzelnen Schritte gut nachzuvollziehen.

Visualisieren

Die zentrale Frage bei der Erstellung einer Präsentation ist immer:Wie kann ich meinen Text, meine Daten und Fakten in eine grafische Darstellung bringen – denn Bild schlägt Text! Das heißt nicht, dass es selbsterklärend sein muss, die Erklärung, die Zusammenhänge, die Interpretation kommt vom Vortragenden – Sie ergänzen das Bild mit Ihrer Expertise.

Besonders geeignet zur visuellen Aufbereitung komplexer Zusammenhänge sind:

  • Diagramme, Struktogramme etc., Ihr Präsentationsprogramm ist voll mit Vorlagen dazu
  • Infografiken, Prozessdarstellungen
  • Bilder – als Metapher verwendet

Nutzen Sie kostenlose, freie Bildsammlungen wie pixabay.com oder unsplash.com etc.

Noch einige Beispiele zur Inspiration (Links überprüft im Nov. 2020)

Fertigen Sie händisch Präsentationen am Flip bzw. Whiteboard an! Das zwingt Sie dazu, komplexe Themen zu vereinfachen. Und haben Sie keine Angst vor nicht perfekten Zeichnungen oder Skizzen: 30 % der Realität reichen, um zu erkennen, worum es sich handelt.

Bereiten Sie Ihr Training mit Post-its (oder in einem Kollaborationswerkzeug, z.b. Mural oder Miro) vor. Schreiben Sie einzelne Elemente auf, bringen Sie diese in eine logische Reihenfolge und planen Sie diese zeitlich.

Exkurs: 7 Tipps zu Zahlen in Präsentationen

Viele Fachthemen zeichnen sich dadurch aus, dass Zahlen und Daten eine wichtige Rolle einnehmen. Wenn diese aber nicht gehirngerecht aufbereitet werden, kommt es sehr schnell zu Überforderung und Ermüdung bei den Teilnehmenden. Vor allem aber haben die nach wenigen Minuten schon wieder alles vergessen. Das ist schade, denn richtig eingesetzt, können Zahlen bei der Verstärkung Ihrer Botschaften von enormem Nutzen sein.

Geschickt inszenierte Zahlen können Interesse wecken, überraschen, neugierig machen, Betroffenheit erzeugen oder Bewunderung hervorrufen.

Transportieren Sie mit den folgenden Tipps ihre Zahlen so, dass sie bei den Zuhörern auch wirklich ankommen:

  1. Unter dem Motto „Weniger ist mehr“ beschränken Sie sich auf wenige, besonders wichtige Kennzahlen und Statistiken…
  2. Bauen Sie besonders wichtige Zahlen in eine interessante Story ein.
  3. Runden Sie Zahlen, diese können von den Zuhörer:innen besser aufgenommen und erinnert werden.
  4. Machen Sie Zahlen durch Vergleiche verständlicher.
  5. Bringen Sie Zahlen in Verhältnis zu bekannten Größen.
  6. Ersetzen Sie Tabellen wenn möglich durch Infografiken.
  7. Binden Sie die Zuhörer:innen in Ihre Zahlenbeispiele ein.
Beispiel:

Es geht um die Zahl der Gesamtverschuldung eines Staates – hier könnten Sie zum Verständnis erläutern, dass zum Abbau der aktuellen Schulden alle Bürger:innen 500 Jahre benötigen würden. Auch auf diese Weise erwecken Sie beim Publikum ein Gespür für die Relevanz Ihrer Daten.

Quelle: Matthias Garten: https://www.smavicon.de/7-tipps-wie-sie-zahlen-und-statistiken-anschaulich-in-ihrer-praesentation-darstellen/ – gekürzt und adaptiert (Dez. 2020)

 Emotionalisierung

Genauso wichtig wie die visuelle Aufbereitung der Daten und Fakten ist die Einbettung der Inhalte in eine begeisternde Geschichte. Je komplexer das Thema, je “trockener” der Stoff ist, je mehr Daten und Fakten und Statistiken o.ä. Sie transportieren möchten, desto wichtiger ist es, die Inhalte nicht nur kognitiv, sondern auch emotional zu verankern. Die Taktik dahinter leitet sich vom Prinzip des „Storytelling“ ab – also der Idee, Informationen durch Geschichten besonders effektiv zu vermitteln.

Storytelling – ein Muss bei komplexen Themen

Denn durch Geschichten, die Verknüpfungen und Assoziationen schaffen, lernen wir schneller und behalten die Informationen einfacher und länger im Gedächtnis. Und durch die emotionale Bindung und den Zusammenhang in einer Geschichte gelingt es Menschen einfacher, sich auch Details einzuprägen und Botschaften besser zu verstehen. Anstelle von trockenen Produkt- oder Prozessinformationen oder langwierigen Erklärungen setzt Storytelling darauf, Zahlen und Fakten in realen oder konstruierten Geschichten zu transportieren, um so Resonanz bei den Empfängern zu erzeugen.

Mit den folgenden Fragen können Sie die Emotionalisierung Ihrer Inhalte anlegen und den Spannungsbogen gut im Auge haben:

  • Welche Geschichte wollen Sie erzählen? Wie baut sich der Spannungsbogen auf?
  • Womit wollen Sie Ihre Teilnehmenden emotional auch ansprechen, was könnte sie begeistern, berühren, neugierig machen?
  • Welche Beispiele möchten Sie bringen? Wie könnten Sie diese besonders lebendig erzählen?
  • Gibt es Best-practice Beispiele oder Geschichten, die die Aussage Ihrer Inhalte noch unterstreichen?
  • Welche überraschenden oder treffenden Anekdoten können Sie zu Ihren Daten und Fakten noch beisteuern?
  • Welche spannenden Details machen Ihre Ausführungen lebendiger
  • Was ist das „Happy-end“ – welchen Nutzen beweisen Ihre Beispiele?

Ganz egal, welches Fachgebiet sie trainieren oder vortragen – egal, ob es vor Daten und Fakten nur so strotzt, egal um welches Thema es geht: Wenn Sie es in eine gute Geschichte einbetten und lebendige Beispiele für die Anwendung einbringen, sprechen sie die Phantasie und das emotionale Erleben der Teilnehmer:innen an.

Ergebnis: Ihre Themen werden mehr Wertschätzung erfahren, auf mehr Interesse und Akzeptanz stoßen und Ihre Inhalte werden ungleich besser in Erinnerung bleiben!

Summary
Damit Sie Ihr Fachwissen klar und verständlich präsentieren können – hier nochmal zusammengefasst das Rezept für erfolgreiche Online-Trainings:
  • Zielgruppenorientierung vor Fachwissen
  • Struktur vorgeben – Flipped-Classroom Prinzip
  • Interaktion – das Salz in der Suppe
  • Stück für Stück – damit komplex nicht kompliziert wird
  • Visualisierung – Bild schlägt Text
  • Emotionalisierung – lässt Mehr-Wert entstehen

Siehe auch die Infografik_Fachwissen schmackhaft vermittelt

Tipp: Fachbegriffe und Abkürzungen immer erklären – im Sinne einer professionellen Höflichkeit!

 

Komplexe Inhalte gewinnen oft durch Animation!

 

Gutes Gelingen!