Mit Employee Experience (EX) die Arbeitswelten von blue collar Workers verstehen lernen
Eine Einsicht in die Gedankenwelten dieser neuerdings „deskless“ genannten workers zu bekommen, stellt für HR-Expertinnen und Führungskräfte aus produzierenden Unternehmen eine Herausforderung da. HR bemüht sich, die Lebens- und Arbeitswelten der Kolleg:innen in (manchmal dislozierten) Produktionsstätten zu verstehen. Dieses Bemühen wird dadurch erschwert, dass verschiedene Kommunikationsstrukturen für blue- und white collar workers vorhanden sind. Mitarbeitende von HR-Abteilungen wollen wissen, wie sie ihr Verständnis für die Gedanken und Lebenswelten ihrer Weggefährten erhöhen können…
Studien zeigen, dass die weltweit größte Arbeitnehmer:innengruppe, die Arbeiter (blue collar workers) bei der Entwicklung interner Kommunikations- und Kollaborations-Projekte nur zu einem beschränkten Maß beteiligt wird. Die Begründung liegt vermutlich darin, dass diese Arbeiterschaft eben ohne Schreibtisch unterwegs und daher nicht an die zentralen Kommunikationsflüsse des Unternehmens angeschlossen ist. Der Aufwand, dieses Mitarbeiter:innen-Segment in die Gestaltung von Prozessen und Abläufen einzubeziehen, ihre Meinungen abzuholen und ihre Zufriedenheit in den Fokus zu nehmen, scheint auf Grund ihrer „deskless-ness“ für HR mit einem überdurchschnittlichen Aufwand verbunden zu sein.
Was mich an der Employee Experience Methode (EX) so fasziniert, ist, dass es eine breite Anwendbarkeit eröffnet und ich als Organisationsentwicklerin damit ein großes Spektrum an Themen wie Werte, Partizipation und Generationswandel auf den „organisationalen Boden“ bringen kann.
Der Ansatz unterscheidet sich von einer Prozessmanagement-Logik darin, dass die Anliegen der betroffenen Kundengruppe (in der EX-Praxis werden Mitarbeitende als Kunden gesehen) – sowohl auf emotionaler als auch auf rationaler Ebene – wahrgenommen werden. Neue (funktioniert auch bei bestehenden) MA-Aktivitäten werden den Kategorien „Think/Feel/Do“ zugeordnet und in einem mehrstufigen Ablauf auf ihre Tauglichkeit in diesen drei Kategorien geprüft.
Wenn es darum geht, die Bedürfnisse einer zunehmend wechselwilligen blue collar Arbeitnehmerschaft verstehen zu lernen, braucht es Empathievermögen und die Bereitschaft, sich persönlich mit ihnen auseinander zu setzen.
Hier kann EX eine methodische Hilfestellung sein. Der EX-Prozess inkludiert die Führung von Gesprächen vor Ort im Werk, mit dem Ziel, die subjektiv erlebte Arbeitsrealität einzufangen. Diese Beschreibungen dienen weiterführend als Basis für die Schaffung neuer oder adaptierter MA-Erlebnisse, welche den Arbeitsalltag erleichtern, Handlungsspielräume erhöhen (ein wichtiger Motivationsfaktor der Gen Z) und das Wissen dieser MA-Gruppe für das gesamte Unternehmen verfügbar machen.
Aus HR-Perspektive gelingt es dadurch, die Teilhabe zu vergrößern, die Verweildauer im Unternehmen positiv zu beeinflussen und das Talent-Management vorantreiben.