3-Interview: Hybride Meetings – Mix aus Technik und Methode

Zum Überblicksbeitrag: Hybride Veranstaltungen

Ein Interview mit David Röthler, der bereits unterschiedlichste hybride Veranstaltungen betreut hat.

Red-ma: Hast du auch den Eindruck, dass hybride Meetings aktuell im Trend sind?

David Röthler: Ja, die Krise hat als Katalysator für hybride Meeting gedient. Einerseits haben viele die Vorteile von Online-Meetings zu schätzen gelernt, andere, die sich die alte Normalität zurück wünschen, möchten wieder in Präsenz teilnehmen. Bildungsinstitutionen wollen ihre Räumlichkeiten wieder bespielen. Nur durch den hybriden Ansatz kann man diese unterschiedlichen Bedürfnisse unter einen Hut bringen. Die Vielzahl der Zugänge fördert die Zugänglichkeit und macht Veranstaltungen für eine viele  Zielgruppen attraktiv.

Red-ma: Was sind deine Top-3 Erkenntnisse bei der Durchführung von hybriden Meetings?

Röthler: Punkt1: Die Technik muss passen: Eine stabile Internetverbindung ist essenziell genauso wie die Qualität der Audioübertragung: mehrere Mikrofone bzw. ein guter Lautsprecher sind wichtig.

Nummer 2: Zumindest zwei Bildschirme, einen für die Präsentation und ein weiterer für die Übertragung der Online-Teilnehmenden sind notwendig. Auch eine Kamera ist in der Regel zu wenig. Die (Online)Teilnehmenden sind Fernsehbilder mit vielen Schnitten gewohnt. Deshalb wird eine zweite Kamera oder gar dritte Kamera, die weitere Blickwinkel erlauben, geschätzt.

Und drittens sind hybride Veranstaltungen auch eine Herausforderung für die Moderation: Die Möglichkeiten der Interaktion sind ungleich verteilt: so kann den Chat nur von Online-Teilnehmenden genutzt werden, gemeinsam an einem Whiteboard zu arbeiten, ist auch Teilnehmenden, die online einsteigen können, vorbehalten. Gut funktionieren Tools, die über ein Smartphone bedient werden können wie Mentimeter oder sli.do. Andererseits werden die Online-Teilnehmenden gerne übersehen und wenig in die Veranstaltung miteinbezogen.

Red-ma: Welche technische Ausstattung braucht es für erfolgreiche hybride Meetings?

Röthler: Mehrere (ev. auch kabellose) Mikros, eine oder mehrere Kamera, die zoomen können und ev. auch fernsteuerbar sind und ein Video- und Audiomischpult

Was Kameras betrifft, ist die Huddly https://www.huddly.com/ eine, die ich besonders gerne  für kleinere Veranstaltungen nutze: sie hat einen sehr guten Weitwinkel, verfügt über ein fernsteuerbaren Zoom und ist sehr klein und damit gut transportabel. Sie erkennt die vortragende Person und verfolgt diese über „Genius Framing“.

Auch Kameras von PTZ Optics haben sich bei mir bewährt: https://ptzoptics.com/. Sie sind in einer halbwegs handlichen Größe und können über die Fernbedienung innerhalb des Raumes aber auch online über Zoom gesteuert werden. Dazu übergibt man die Steuerung einem/r Zoom-Teilnehmenden, diese/r kann die Kamera online steuern: drehen und zoomen.

Weiters nutze ich sowohl ein Mischpult, über das ich mehrere Kameras effektiv steuern kann, als auch ein Mischpult für das Audio, womit ich die unterschiedlichen Mikrofone einbinden kann.

Red-ma: Gibt es auch Hardware, die Audio und Video kombinieren?

Ein nettes Ding ist Swivl https://www.swivl.com/ . Mit diesem Gerät, das Video und mehrere Mikros integriert hat, können kleinere hybride Meeting (Teammeetings, Schulklassen) gut unterstützt werden. Die Mikrofone haben Sensoren, so dreht sich Swivl automatisch in die richtige Richtung und überträgt auch das Bild der sprechenden Person.

Einen ähnlichen Zweck verfolgt die Meeting Owl:  https://www.owllabs.com/. Diese verfügt über mehrere Mikrofone und eine 360-Grad-Kamera und kommt im Eulendesign 😉

Red-ma: Welche interessanten Hybrid-Szenarien hast du schon betreut?

In einem Worldcafé-Setting hatten wir klassische Präsenztische, nur ein Tisch war „hybrid“: dieser war mit einem großen TV-Monitor, Kamera und Funkmikros ausgestattet, sodass auch die Online-Teilnehmenden mitmachen konnten. Da die Funkmikros die Raumgeräusche nicht mitübertrugen und der Lautsprecher so leise eingestellt war, dass nur die Onlinestimmen am Tisch zu hören waren, hat dieses Setting – dank einer passenden Ausstattung gut funktioniert.

Ein anderes Mal haben wir über ein iPad Pro, das eine integrierte SIM-Karte hat, eine hybride Arbeitsgruppe für drei oder vier Personen umgesetzt. Eine Mini-Hybridlösung, die sich ebenfalls bewährt hat.

Red-ma: Was möchtest du abschließend noch zu hybriden Meetings sagen?

Hybride Meetings sind spannend aber deutlich herausfordernder als „reine“ Online-Meetings. Und „Übung macht den Meister“ – trotz tollster Hardware funktioniert es nicht automatisch gut. Es sind die Kleinigkeiten, die man mitbedenken muss; ein Beispiel: Wie gestaltet man Pausen in einem hybriden Setting?

Red-ma: Herzlichen Dank für das Gespräch.

David Röthler ist Unternehmensberater und Erwachsenenbildner, der Online-Meetings und hybride Meetings betreut.  Red-ma schätzt David Röthler schon seit vielen Jahren als kompetenten Kooperationspartner. Das Gespräch führte Angelika Güttl-Strahlhofer mit David Röthler.